Merkmale
Legastheniker (Lese- und Rechtschreibstörung) fallen in der Schule durch sehr schwache Lese- und Rechtschreibleistungen auf. Die Lernprozesse verlaufen wesentlich langsamer als die ihrer Mitschüler. Beim Rechtschreiben unterlaufen ihnen im Diktat und im Aufsatz zahlreiche Fehler. Beim Lesen wird die Sinnentnahme durch einen stockenden, langsamen Lesefluss erschwert.
Im Anfangsunterricht gelingt es den Kindern oft nur mühsam, die gesprochene Sprache in Laute bzw. in ihre Lautstruktur zu gliedern (Reime bilden, Silben klatschen, Anfangslaute hören) oder einzelnen Lauten entsprechende Buchstaben zuzuordnen. Auch ähnlich klingende Laute können verwechselt werden. Andererseits gibt es auch legasthene Kinder, denen es bis in die 5. Klasse hinein gelingt, ihre Schwäche zu kompensieren. Sie stoßen erst beim Erlernen der ersten Fremdsprache an ihre Grenzen.
Auswirkungen
Betroffene Familien leiden unter der schulischen Belastung. Das Lernen wird anstrengend, viel Übung bringt kaum Erfolge, die Hausaufgaben werden zu einer Strapaze und das Kind fällt schulisch immer weiter zurück. Das kann zu einer ganzen Reihe von Folgeproblemen führen: So verliert das Kind häufig an Selbstvertrauen und entwickelt ein negatives Selbstbild ("Das kann ich nicht! Ich bin dumm!"). Hinzu kommen Lernunlust bis hin zu totaler Lernverweigerung ("Ich hasse Lesen! Schreiben ist blöd!"). Auf Anforderungen reagiert das Kind häufig mit aggressivem Verhalten oder emotionalem Rückzug. Körperliche Beschwerden können sich einstellen, etwa Kopfweh, Bauchweh, Schlafstörungen oder Bettnässen.
Die Störung ist nicht selten. Betroffen sind ca. 3-5 % der Kinder. Somit kann es durchaus sein, dass in einer Klasse ein Legastheniker zu finden ist.
Bei Legasthenie und Lese-Rechtschreibschwäche gewährt die Schule einen Nachteilsausgleich bzw. einen Notenschutz.
Von einer isolierten Störung spricht man, wenn entweder die Rechtschreibung oder das Lesen betroffen ist.
Bei der Lese-Rechtschreibschwäche handelt es sich um eine mildere Form der Störung. Sie kann im Gegensatz zur Legasthenie nur vorübergehend sein.
Nicht selten können Kinder sowohl von Legasthenie als auch von Dyskalkulie (Rechenstörung) betroffen sein.
Eine Legasthenie kann nur durch einen Arzt (Kinder- und Jugendpsychiater, Kinderarzt) ab der 1./2. Klasse festgestellt werden.
Checkliste Lesestörung
- Das Kind lässt beim Vorlesen einzelne Wortteile oder Worte aus
- Es ersetzt oder verdreht Buchstaben, Wörter und Wortteile
- Das Lesetempo ist sehr langsam
- Das Kind liest stockend, verliert die Zeile im Text, betont nicht richtig
- Das Kind hat "Startschwierigkeiten" beim Vorlesen
- Einzelne Buchstaben im Wort werden hinzugefügt, ebenso einzelne Wörter im Satz
- Das gleiche Wort wird immer wieder unterschiedlich vorgelesen
- Das Kind kann den Inhalt eines gelesenen Textes nicht beschreiben und kann Zusammenhänge darin nicht erkennen
- Manche Kinder schaffen es, ihre Leseprobleme durch Auswendiglernen geschickt zu verbergen. Dann wird für die Eltern erst in der 3. oder 5. Klasse deutlich, dass eine LRS vorliegen könnte
- In höheren Klassen zeigt sich eine Lesestörung vor allem in erheblichen Schwierigkeiten beim Textverständnis.
- Wenn das Lesen zu anstrengend ist, macht es wenig Spaß. Das führt zu Vermeidungsverhalten, das sich in vielen Fächern ungünstig auswirken kann.
Checkliste Rechtschreibstörung
- Manche Kinder verwechseln beim Schreiben ähnlich aussehende Buchstaben wie b/d, p/q oder u/n
- Die Reihenfolge von Buchstaben in einem Wort wird vertauscht, aus sie wird sei
- Das Kind lässt einzelne Buchstaben weg, es schreibt z. B. waren statt warnen
- Das Kind fügt überflüssige Buchstaben ein
- Das Kind beachtet nicht die Rechtschreibregeln. Es macht z. B. viele Fehler bei der Groß- und Kleinschreibung
- Es kommt zur Verwechslung ähnlich klingender Laute wie b/p, d/t oder g/k
- Das gleiche Wort wird in einem Text unterschiedlich geschrieben
- Im Diktat erhalten Kinder mit LRS sehr oft die Noten 5 oder 6
- In höheren Klassen machen Legastheniker oft im Aufsatz sehr viele Rechtschreibfehler